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wir4kultur | 2025 | Kultur hält HOF– Hüsch hält HOF

RP, 22.02.2022, Rheinberg | Petra Klein aus Moers (v.l.), Barbara Lübbehusen aus Kamp-Lintfort, Ulrike Meier aus Rheinberg und Marion Maas aus Neukirchen-Vluyn sind vier der beteiligten Künstlerinnen. Foto: Olaf Ostermann

 

Kunstvolles Zusammenleben im Quadrat

Kunst in Rheinberg

Rheinberg · Die Ausstellung „ZusammenLeben" ist im Rheinberger Stadthaus eröffnet worden. Es handelt sich um ein Wir4-Projekt. Die 81 Werke verschiedener Künstler waren bereits oder werden noch in den beteiligten vier Kommunen zu sehen sein.

Von Erwin Kohl

Die Kulturbüros der wir4-Kommunen Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg haben Kunstschaffende dazu eingeladen, sich mit dem Thema „ZusammenLeben“ auseinanderzusetzen. Das verbindende Element aller 81 eingereichten Arbeiten, die Erfahrungen, Wünsche und Ideen sichtbar machen, ist das Format von 60 mal 60 Zentimeter. Seit Montag ist die Wanderausstellung im Foyer des Stadthauses zu besichtigen.

„Zusammenleben ist gerade heute und in diesen schwierigen Zeiten ein aktuelles Thema. Diese kulturelle Vielfalt ist es, die auch unsere Gesellschaft ausmachen sollte“, erklärte Dietmar Heyde zur Vernissage. Der Bürgermeister hob die Sammlung zudem als Zeichen gesellschaftlichen und zivilen Engagement hervor. Im Mittelpunkt des Interesses stand die „Nahostbanane“ des Künstlers Thomas Baumgärtel, der die Ausstellung krankheitsbedingt absagen musste. Das als Friedenssymbol gedachte Kunstwerk erreichte landesweite Aufmerksamkeit, nachdem bei der ersten Etappe der Wanderausstellung in Moers eine unbekannte Person mit Kugelschreiber das Wort „Kriminelle“ darauf geschrieben hatte.


Info
Noch bis zum 28. März zu sehen
Besichtigung
Die Gruppenausstellung unter dem Titel „ZusammenLeben 60x60“ ist noch bis zum Freitag, 28. März, zu den Öffnungszeiten des Rheinberger Stadthauses im Foyer des Gebäudes zu besichtigen. Viele der Exponate können käuflich erworben werden. Auskunft erteilen die Mitarbeiter des Kulturbüro der Stadt Rheinberg unter der Telefonnummer 02843 171271.


Zu was Intoleranz und Antisemitismus führen können, machte die Künstlerin Ulrike Bröcking deutlich. Die Rheinbergerin hat nicht umsonst das „Tor der Toten“, Kriegsehrenmal in den Wallanlagen, als Motiv herangezogen: „Wenn wir nicht tolerant zusammenleben, wird es Kriege geben und wir sterben. Das Tor der Toten ist auch ein Mahnmal für unsere Gesellschaft.“ Die bunte Vielfalt unserer Gesellschaft hat Fotograf Klaus Rademacher in einem New Yorker Park abgelichtet. Die Fotostreifen zeigen fünf Menschen von allen Kontinenten, vereint in Fröhlichkeit. „Ich wollte alle Farben unserer Menschheit reflektieren“, so der Künstler. Dass menschliches Miteinander keine Frage der Herkunft oder Hautfarbe sein darf, belegt RP-Fotograf Armin Fischer mit einer Aufnahme, die ihm im Rahmen des letzten Home-Festivals gelungen ist. Darauf hilft Udo Kosmac einem Flüchtlingsmädchen, die Lasagne auf die Gabel zu bekommen. Das Lächeln der Protagonisten, die Fischer in der Schwarz-Weiß-Aufnahme besonders gut zur Geltung kommen lässt, berührt einfach.

Dem Thema „Zusammenleben“ hat sich Marion Maas auf eine eher nachdenklich stimmende Weise genähert, in dem sie kleine Figuren aus Knete auf eine glänzende Oberfläche aus Epoxidharz geklebt und mit dünnen Fäden verbunden hat. „Wir alle leben in einem großen Netzwerk, auf uns prasseln viele Informationen ein. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Ich glaube, dass wir zunehmend von Infos und Algorithmen beeinflusst werden. Das Netz zieht sich irgendwann zusammen.“

Christine Cleef hat sich den Klassiker des zwischenmenschlichen Austausches ausgesucht: Das Gespräch am Gartenzaun. Farbenfroh gemalt in einem Mix unterschiedlicher Stilrichtungen des Impressionismus sind zwei Frauen zu sehen, die sich unbeschwert unterhalten. „Ich bin mal mit dem Motorrad von Peking nach Moskau gefahren. Da habe ich unterwegs viele solcher Situationen erlebt, das hat mich inspiriert“, sagt Cleef. Problematisch sei nur die Formatvorgabe von 60 mal 60 Zentimetern gewesen. Das bestätigt auch Dagmar Winkler: „Man denkt eher längs und quer, wir mussten uns umstellen.“ Das ist ihr gut gelungen, in dem sie unterschiedliche Kulturen anhand ihrer Frisuren und dem Blick darauf darstellt. „Die erste Begegnung mit anderen Kulturen erfolgt zumeist über das Äußere. Es öffnen sich sofort gedankliche Schubladen.“

(erko up)